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Sommerfest   6Viele ehemalige Traunreuter Gymnasiasten und ihre Lehrer trafen sich beim Sommerfest des Elternbeirats am 27. Juli nochmals zum 50-jährigen Bestehen ihrer Schule.

Mittlerweile ist nicht mehr viel übrig von jenem Schulhaus, in dem ein Großteil der Gäste des Sommerfests zum 50-jährigen Bestehen des Gymnasiums einst lateinische Vokabeln und knifflige Matheformeln gepaukt hat. Den persönlichen Erinnerungen der eingeladenen ehemaligen Abiturienten und pensionierten Lehrkräfte kann zum Glück aber die stärkste Abrissbirne nichts anhaben.

Im bunten Gemisch aus heutigen Schülern, deren Eltern, von denen so mancher hier selbst die Schulbank gedrückt hat, und aktiven wie pensionierten Paukern fehlte es am Mittwochabend dann auch niemandem an Gesprächsstoff.

Guido May, der als einer der „Söhne Traunreuts“ mit Unterstützung von Veronika Zunhammer in der neuen Aula dann auch gleich noch musikalisch für Stimmung sorgte, erinnert sich noch lebhaft an die Anfänge seiner Musikerkarriere, aus der übrigens beinahe nichts geworden wäre: „Ich weiß noch gut, wie ich von einem Vorspielen fürs Landesjazzorchester zurückgekommen und freudestrahlend zum Hilz ins Direktorat bin, um ihm zu erklären, dass ich eine Woche frei brauche für einen Workshop des Orchesters. Der Hilz hat darauf nur geantwortet: „Moment mal“ – und einen Karteikasten herausgekramt, in dem er anscheinend die Sünden aller seiner Schüler penibel festgehalten hat. Über mich stand da zum Beispiel drin, dass ich frech zu meiner Französischlehrerin war und noch so einiges mehr“, - am Ende gab Helmut Hilz, den viele Ehemalige nicht nur als Schulleiter, sondern auch als begeisterten Geschichtslehrer mit einem Faible für alles Griechische und Römische kennen, Guido May aber trotzdem frei – und damit stand dem Beginn einer erfolgreichen Musikerkarriere auch nichts mehr im Weg.

Ein Klassenausflug in den Münchner Tierpark Ende der 1970er Jahre ist eines der Erlebnisse, das Günther Datz ganz besonders in Erinnerung geblieben ist: „Ich hatte damals meinen kleinen Sohn Peter mit dabei, der war zwei oder drei, und außerdem eine Kraxe, in die ich ihn reinsetzen konnte, wenn er quengelig wurde. Stattdessen haben wir dann aber eine meiner Schülerinnen in die Tragehilfe verfrachtet, die war so klein und zierlich, dass sie da gut Platz hatte. Das hat die Atmosphäre dann enorm gelockert“, frotzelt der seit 2003 pensionierte Deutsch- und Religionslehrer, dem vor einem eins auffällt, wenn er seine Zeit als Pädagoge mit den Arbeitsbedingungen heutiger Lehrer vergleicht: „Die Kollegen von heute werden viel mehr gegängelt durch all die Vorschriften aus dem Ministerium, wir waren da noch um ein gutes Stück freier.“

Mit ihm vor 13 Jahren in den – beruflichen – Ruhestand gegangen ist der Vorgänger des gerade eben auch verabschiedeten Direktors Dr. Robert Anzeneder, Heinz Dlugosch, der Generationen von Buben und Mädchen für den Sport begeistert und dazu beigetragen hat, dass die Schülerzahlen im Gymnasium, trotz Pillenknick, nie fielen – und damit auch die befürchtete Schließung der Schule nie Thema war: „Wir hatten ja als einzige weit und breit einen Sport- Leistungskurs, und das von Anfang der Kollegstufe an. Das hat uns pro Jahr etwa 15 Prozent „Zuwanderer“ eingebracht, die extra für die beiden letzten Jahre bis zum Abitur nach Traunreut gewechselt sind, und das nicht nur von Traunstein oder Trostberg, sondern sogar aus anderen Landkreisen wie Laufen.“

In die Ära Heinz Dlugosch fiel dann zum Ende hin der Wechsel der Trägerschaft: Bis 2003 unter- stand die Schule der städtischen Verwaltung und ging dann in die Zuständigkeit des Landkreises über. Ein Jahr nach Günther Datz und Heinz Dlugosch hieß es für ihren Kollegen Klaus Heinrich Abschiednehmen vom Arbeitsleben, doch langweilig ist dem Lateinlehrer, der seinen Schülern Sätze wie „Marcus amat Claudiam“ (Markus liebt Claudia) beigebracht hat, nicht geworden: „Ich erinnere mich gern an meine Zeit als Lehrer, aber gefehlt hat mir die Schule nie. Gleich nach der Pensionierung hab ich den Angelschein gemacht und außerdem konnte ich dann als ,armer‘ Lehrer mit zwei Töchtern endlich auch ein Haus für meine Familie erwerben.“ Das steht jetzt nicht mehr in Castrum – welch ein Ortsname, der übersetzt „römisches Militärlager“ bedeutet, könnte nicht passender sein für einen alten Lateiner – sondern in Traunstein. „Da ist man näher am Krankenhaus“, witzelt Heinrich, der die Dienstleistungen des Klinikums aber, zum Glück, wie er selbst sagt, noch nie in Anspruch nehmen musste.

So manchen Schülerstreich hat Barbara Heuel, geborene Angerer, die 1985 ihr Abitur gemacht hat, im Gedächtnis, angefangen vom Gipsbein, das dem bronzenen Reiterstandbild vor der Schule verpasst wurde, was Helmut Hilz gar nicht lustig fand, genauso wenig wie die violette Farbe und der Schriftzug Milka, die aus dem unter den Schülern eher verspotteten Kunstwerk bei einer anderen Gelegenheit keine lila Kuh, aber ein lila Pferd gemacht haben. Eine große Portion Humor hat dagegen Klaus Ballerstedt bewiesen: Der Kunsterzieher fuhr Anfang der 1980er Jahre einen Mini – und den hat Barbara Heuels Klasse eines Tages zwischen Dutzenden von Fahrrädern auf dem Parkplatz „verschwinden“ lassen – „er war aber gar nicht böse, sondern hat nur darüber gelacht. Und zum Abitur, das weiß ich auch noch, haben wir die gesamte Aula mit rosa Tüll und rosa Luftballons dekoriert unter dem Motto: „Die rosa Zeiten sind vorbei“.“

Apropos vorbei: Für die meisten der Gäste war das Sommerfest, das wegen eines heftigen Gewitters zeitweise beinahe zum Schwimmfest mutierte und den gemütlichen Plausch von Lehrern und Schülern im Pausenhof leider jäh unterbrach, die letzte Gelegenheit, noch einmal einen Blick auf die alte Aula zu werfen. Der Raum, in dem in den vergangenen 50 Jahren eine schier endlose Zahl an Schülern ihre Pause verbracht, Theateraufführungen erlebt, Feste gefeiert – und manchmal auch ungeduldig auf die Armbanduhr gestarrt und den Gong herbei gesehnt hat, wenn sich ein Schulkonzert oder eine Ehrung allzu lange hinzog, wird, demnächst abgerissen, als letzter Teil des alten Gebäudes. Den Erinnerungen an viele schöne, manchmal vielleicht auch nicht ganz so angenehme Erlebnisse aller „Ehemaligen“ tut dies zum Glück aber keinen Abbruch.

H. Reichgruber

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